Halle und seine Universität
Eine Zeitreise der besonderen Art von Torsten Milarg


Industrialisierung und Urbanisierung führten in Halle in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch Eingemeindungen und die Schaffung neuer Stadtviertel zu gravierenden städtebaulichen Veränderungen.
Fritz Möller (Porträt- und Architekturfotograf, 1860 – 1923) und Gottfried Riehm (Amateurfotograf 1858 – 1928) dokumentierten mit ihren zahlreichen Momentaufnahmen historische
Stadtansichten von Halle.
Deren Aufnahmen sind die Grundlage für die Arbeiten von Torsten Milarg. Der Fotoband Halle um die Jahrhundertwende – Photographien von Fritz Möller inspirierte ihn, historische
Architekturfotografien mit zeitgenössischen eigenen digitalen Aufnahmen zu kombinieren. Für die Motivfindung recherchierte er im Stadt- und Universitätsarchiv. Milargs eigene aktuelle, digitale Fotografien mit dem historischen Bildmaterial genauestens abzugleichen (Standort, Perspektive, Lichteinfall, Schatten, Reflexionen, Tageszeit, Wetter, Bewölkung, Jahreszeit) war eine wesentliche Voraussetzung für das Gelingen seiner Fotokompositionen. Eine besondere technische Herausforderung stellte die nicht bestimmbare Brennweite der Objektive dar, mit denen Möller und Riehm arbeiteten.
Mithilfe der digitalen Bildbearbeitung fügt Milarg das historische Bild und seine moderne Aufnahme zusammen und bearbeitet diese aufwendig. Das historische Foto wird dabei nicht retuschiert – Störungen, Fehlstellen und Seitenverhältnisse bleiben erhalten.
Für den Künstler sind die gezeigten Kompositionen ein gestalterisches Experiment, das die Entwicklung Halles und der Universität über einen Zeitraum von etwa 100 Jahren wiedergibt.

Konstanz und Bestand sowie Fortschritt und Veränderung werden dokumentiert.
Neben Motiven, welche die städtebaulichen und architektonischen Besonderheiten einzelner Universitätsbauten (Löwengebäude, Universitätskliniken, Steintor-Campus) zeigen, verwendet Milarg auch bekannte Stadtansichten (Marktschlößchen, Domplatz, Moritzburg), die mit der Geschichte der Universität verbunden sind. Mit den Motiven Giebichensteinbrücke und Burse zur Tulpe verweist er in der Ausstellung auf Orte der Moderne, die vielfältig in Halle vertreten sind und bindet sie ein in das Jubiläum „100 jahre bauhaus“.
Während die Werke Möllers und Riehms häufiger in Ausstellungen zu sehen waren, ermöglichen Milargs Arbeiten einen ganz neuen Blick auf Halle und seine Universität. Milargs spannungsreich und aufwendig inszenierte Fotokompositionen werden in der Sonderausstellung der Zentralen Kustodie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt.

Text: Dorothea Hornemann

Recherche und Texte der Bildbeschreibungen: Dorothea Hornemann und Dr. Jürgen Vogel

HALBERSTADT IM WANDEL

Eine besondere fotografische Zeitreise


Liebe Besucher, liebe Freunde der Kunst,

Halberstadt hatte einst den Ruf, eine der schönsten Fachwerkstädte Deutschlands zu sein. Architektur, Wirtschaft und Kultur waren Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts die tragenden Elemente für eine lebendige und selbstbewusste Stadt mit dem Beinamen „Das Norddeutsche Rothenburg“.
Fotografien, die Halberstadt in der Zeit vor der Zerstörung am 8. April 1945 zeigen, bilden die Basis für die fotografischen Kompositionen des Hallenser Künstlers Torsten Milarg.
Aus dem Bestand des Städtischen Museums Halberstadt wurden die historischen Bildplatten bezüglich ihrer fotografischen Qualität und insbesondere ihrer Eignung als Motiv für eine fotografische Zeitreise analysiert. Dies war unabdingbare Voraussetzung, um die Aufnahmen mit den aktuellen digitalen Fotografien von Milarg zu kombinieren. Derartig hochwertige digitale Bildkompositionen sind nur bei nahezu identischer Szenerie, exaktem Standort, gleicher Perspektive, Lichteinfall, Schatten, Wetter sowie Tagesund Jahreszeit überhaupt möglich. Eine besondere Herausforderung stellt die Anpassung der nicht mehr bestimmbaren Brennweiten historischer Objektive dar.
Milarg zeigt den architektonischen und gesellschaftlichen Wandel in Szenerien bekannter Motive der Stadt, nimmt den Betrachter aber ebenso mit
auf eine Reise zu weniger bekannten Orten, zu kaum wiedererkennbaren Blickwinkeln und zu einer verwunderlichen Mischung aus zwei Augenblicken
in einem Abstand von 100 Jahren.
Kunst braucht Werke! Die Ausstellung ist dem 30-jährigen Jubiläum der Halberstadtwerke gewidmet. Auch wenn keine der Bildkompositionen dies dokumentiert, so wurde das Unternehmen bereits 1861 als städtisches Gaswerk gegründet und steht seit mehr als 160 Jahren für die sichere Energieversorgung dieser Stadt.
Ein besonderer Dank gilt dem Künstler sowie der Leitung und den Mitarbeitern des Städtischen Museums Halberstadt für die kompetente und kollegiale Unterstützung des Projektes. Ohne sie und das Engagement der Marketingabteilung der Halberstadtwerke wäre diese Ausstellung nicht möglich gewesen.


Viel Freude am Werk
Prof. Dr. Rainer Gerloff

Digitale Begegnung mit den Vorfahren 1910 / 2020


Markus auf dem Markusplatz vor der Markuskirche in Venedig mit seinem Großvater als Kind und seinen Urgroßeltern.
Eine Fotokompositionen aus einem historischen Foto ca. 1910 und einem aktuellen Foto 2020.

Auch dieses Bild enthält augmented reality. Artivive App installieren, starten, auf das Bild richten und erleben.