[multicolumn]Halle und seine Universität
Eine Zeitreise der besonderen Art von Torsten Milarg

Sonderausstellung der Zentralen Kustodie
vom 24. Oktober 2019 bis 27. Januar 2020

Industrialisierung und Urbanisierung führten in Halle in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch Eingemeindungen und die Schaffung neuer Stadtviertel zu gravierenden städtebaulichen Veränderungen.
Fritz Möller (Porträt- und Architekturfotograf, 1860 – 1923) und Gottfried Riehm (Amateurfotograf 1858 – 1928) dokumentierten mit ihren zahlreichen Momentaufnahmen historische
Stadtansichten von Halle.
Deren Aufnahmen sind die Grundlage für die Arbeiten von Torsten Milarg. Der Fotoband Halle um die Jahrhundertwende – Photographien von Fritz Möller inspirierte ihn, historische
Architekturfotografien mit zeitgenössischen eigenen digitalen Aufnahmen zu kombinieren. Für die Motivfindung recherchierte er im Stadt- und Universitätsarchiv. Milargs eigene aktuelle, digitale Fotografien mit dem historischen Bildmaterial genauestens abzugleichen (Standort, Perspektive, Lichteinfall, Schatten, Reflexionen, Tageszeit, Wetter, Bewölkung, Jahreszeit) war eine wesentliche Voraussetzung für das Gelingen seiner Fotokompositionen. Eine besondere technische Herausforderung stellte die nicht bestimmbare Brennweite der Objektive dar, mit denen Möller und Riehm arbeiteten.
Mithilfe der digitalen Bildbearbeitung fügt Milarg das historische Bild und seine moderne Aufnahme zusammen und bearbeitet diese aufwendig. Das historische Foto wird dabei nicht retuschiert – Störungen, Fehlstellen und Seitenverhältnisse bleiben erhalten.
Für den Künstler sind die gezeigten Kompositionen ein gestalterisches Experiment, das die Entwicklung Halles und der Universität über einen Zeitraum von etwa 100 Jahren wiedergibt.

Konstanz und Bestand sowie Fortschritt und Veränderung werden dokumentiert.
Neben Motiven, welche die städtebaulichen und architektonischen Besonderheiten einzelner Universitätsbauten (Löwengebäude, Universitätskliniken, Steintor-Campus) zeigen, verwendet Milarg auch bekannte Stadtansichten (Marktschlößchen, Domplatz, Moritzburg), die mit der Geschichte der Universität verbunden sind. Mit den Motiven Giebichensteinbrücke und Burse zur Tulpe verweist er in der Ausstellung auf Orte der Moderne, die vielfältig in Halle vertreten sind und bindet sie ein in das Jubiläum „100 jahre bauhaus“.
Während die Werke Möllers und Riehms häufiger in Ausstellungen zu sehen waren, ermöglichen Milargs Arbeiten einen ganz neuen Blick auf Halle und seine Universität. Milargs spannungsreich und aufwendig inszenierte Fotokompositionen werden in der Sonderausstellung der Zentralen Kustodie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt.

Text: Dorothea Hornemann

Recherche und Texte der Bildbeschreibungen: Dorothea Hornemann und Dr. Jürgen Vogel

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